Seven Poems

by Friedrich Hölderlin / translation by Maxine Chernoff & Paul Hoover

Unter den Alpen gesungen

Heilige Unschuld, du der Menschen und der
Götter liebste vertrauteste! du magst im
Hause oder draußen ihnen zu Füßen
      Sitzen, den Alten,

Immerzufriedner Weisheit voll; denn manches
Gute kennet der Mann, doch staunet er, dem
Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein ist
      Reine, dir alles!

Siehe! das rauhe Tier des Feldes, gerne
Dient und trauet es dir, der stumme Wald spricht
Wie vor Alters, seine Sprüche zu dir, es
      Lehren die Berge

Heil’ge Gesetze dich, und was noch jetzt uns
Vielerfahrenen offenbar der große
Vater werden heißt, du darfst es allein uns
      Helle verkünden.

So mit den Himmlischen allein zu sein, und
Geht vorüber das Licht, und Strom und Wind, und
Zeit eilt hin zum Ort, vor ihnen ein stetes
      Auge zu haben,

Seliger weiß und wünsch’ ich nichts, so lange
Nicht auch mich, wie die Weide, fort die Flut nimmt,
Daß wohl aufgehoben, schlafend dahin ich
      Muß in den Wogen;

Aber es bleibt daheim gern, wer in treuem
Busen Göttliches hält, und frei will ich, so
Lang ich darf, euch all’, ihr Sprachen des Himmels!
      Deuten und singen.

Am Quell der Donau

Denn, wie wenn hoch von der herrlichgestimmten,
                                                               der Orgel
Im heiligen Saal,
Reinquillend aus den unerschöpflichen Röhren,
Das Vorspiel, weckend, des Morgens beginnt
Und weitumher, von Halle zu Halle,
Der erfrischende nun, der melodische Strom rinnt,
Bis in den kalten Schatten das Haus
Von Begeisterungen erfüllt,
Nun aber erwacht ist, nun, aufsteigend ihr,
Der Sonne des Fests, antwortet
Der Chor der Gemeinde; so kam
Das Wort aus Osten zu uns,
Und an Parnassos Felsen und am Kithäron hör’ ich
O Asia, das Echo von dir und es bricht sich
Am Kapitol und jählings herab von den Alpen

Kommt eine Fremdlingin sie
Zu uns, die Erweckerin,
Die menschenbildende Stimme.
Da faßt’ ein Staunen die Seele
Der Getroffenen all und Nacht
War über den Augen der Besten.
Denn vieles vermag
Und die Flut und den Fels und Feuersgewalt auch
Bezwinget mit Kunst der Mensch
Und achtet, der Hochgesinnte, das Schwert
Nicht, aber es steht
Vor Göttlichem der Starke niedergeschlagen,

Und gleichet dem Wild fast; das,
Von süßer Jugend getrieben,
Schweift rastlos über die Berg’
Und fühlet die eigene Kraft
In der Mittagshitze. Wenn aber
Herabgeführt, in spielenden Lüften,
Das heilige Licht, und mit dem kühleren Strahl
Der freudige Geist kommt zu
Der seligen Erde, dann erliegt es, ungewohnt
Des Schönsten und schlummert wachenden Schlaf,
Noch ehe Gestirn naht. So auch wir.
                                         Denn manchen erlosch
Das Augenlicht schon vor den
                                       göttlichgesendeten Gaben,

Den freundlichen, die aus Ionien uns,
Auch aus Arabia kamen, und froh ward
Der teuern Lehr’ und auch der holden Gesänge
Die Seele jener Entschlafenen nie,
Doch einige wachten. Und sie wandelten oft
Zufrieden unter euch, ihr Bürger schöner Städte,
Beim Kampfspiel, wo sonst unsichtbar der Heros
Geheim bei Dichtern saß,
                             die Ringer schaut und lächelnd
Pries, der gepriesene, die müßigernsten Kinder.
Ein unaufhörlich Lieben wars und ists.
Und wohlgeschieden, aber darum denken
Wir aneinander doch, ihr Fröhlichen am Isthmos,
Und am Cephyß und am Taygetos,
Auch eurer denken wir, ihr Tale des Kaukasos,
So alt ihr seid, ihr Paradiese dort
Und deiner Patriarchen und deiner Propheten,

O Asia, deiner Starken, o Mutter!
Die furchtlos vor den Zeichen der Welt,
Und den Himmel auf Schultern und alles Schicksal,
Taglang auf Bergen gewurzelt,
Zuerst es verstanden,
Allein zu reden
Zu Gott. Die ruhn nun. Aber wenn ihr
Und dies ist zu sagen,
Ihr Alten all, nicht sagtet, woher?
Wir nennen dich, heiliggenötiget, nennen,
Natur! dich wir, und neu, wie dem Bad entsteigt
Dir alles Göttlichgeborne.

Zwar gehn wir fast, wie die Waisen;
Wohl ists, wie sonst, nur jene Pflege nicht wieder;
Doch Jünglinge, der Kindheit gedenk,
Im Hause sind auch diese nicht fremde.
Sie leben dreifach, eben wie auch
Die ersten Söhne des Himmels.
Und nicht umsonst ward uns
In die Seele die Treue gegeben.
Nicht uns, auch Eures bewahrt sie,
Und bei den Heiligtümern, den Waffen des Worts
Die scheidend ihr den Ungeschickteren uns
Ihr Schicksalssöhne, zurückgelassen

Ihr guten Geister, da seid ihr auch,
Oftmals, wenn einen dann die heilige Wolk umschwebt,
Da staunen wir und wissens nicht zu deuten.
Ihr aber würzt mit Nektar uns den Othem
Und dann frohlocken wir oft oder es befällt uns
Ein Sinnen, wenn ihr aber einen zu sehr liebt
Er ruht nicht, bis er euer einer geworden.
Darum, ihr Gütigen! umgebet mich leicht,
Damit ich bleiben möge, denn noch ist manches
                                                               zu singen,
Jetzt aber endiget, seligweinend,
Wie eine Sage der Liebe,
Mir der Gesang, und so auch ist er
Mir, mit Erröten, Erblassen,
Von Anfang her gegangen. Doch Alles geht so.

[Vom Abgrund nemlich . . .]

Vom abgrund nemlich haben
Wir angefangen und gegangen
Dem Leuen gleich, in Zweifel und Ärgerniss,
Denn sinnlicher sind Menschen
In dem Brand
Der Wüste
Lichttrunken und der Thiergeist ruhet
Mit ihnen. Bald aber wird, wie ein Hund, umgehn
In der Hizze meine Stimme auf den Gassen der Gärten
In denen wohnen Menschen
In Frankreich
Der Schöpfer
Franfurt aber, nach der Gestalt, die
Abdruk ist der Natur zu reden
Des Menschen nemlich, ist ner Nabel
Dieser Erde, diese Zeit auch
Ist Zeit, under deutschen Schmelzes.
Ein wilder Hügel aber stehet uber dem Abhang
Meiner Gärten. Kirschenbäume.
                                       Scharfer Othem aber wehet
Um die Löcher des Felses. Allda bin ich
Alles miteinander. Wunderbar
Aber über Quellen beuget schlank
Ein Nussbaum und               sich. Beere, wie Korall
Hängen an dem Strauche über Röhren von Holz,
Aus denen
Ursprünglich aus Korn, nun aber zu gestehen, bevestigter
 Gesang von Blumen als
Neue Bildung aus der Stadt, wo
Bis zu Schmerzen aber der Nase steigt
Citronengeruch auf under das Öl, aus der Provence,
                                                   und es haben diese
Dankbarkeit mir die Gasgognischen Lande
Gegeben. Gezähment aber, noch zu sehen,
                                                 und genahrt hat mich
Die Rappierlust und des Festtags gebraten Fleisch
Der Tisch und braune Trauben, braune
   Und mich leset o
Ihr Blüthen von Deutschland, o mein Herz wird
Untrügbarer Krystall an dem
Des Licht sich prüfet wenn           Deutschland

Zu Sokrates’ Zeiten

Vormals richtete Gott.

                                 Könige.

             Weise.

                       wer richtet denn itzt?

Richtet das einige
   Volk? die heil’ge Gemeinde?
   Nein! o nein!  wer richtet denn itzt?
               Ein Natterngeschlecht!          feig und falsch
                           Das edlere Wort nicht mehr
               Über die Lippe
O im Namen
                                                       ruf ich,
  Alter Dämon! dich herab

Oder       sende
     Einen Helden

Oder
           die Weisheit.

Der Baum

Da ich ein Kind, zag pflanzt ich dich

     Schöne Pflanze! wie sehn wir nun verändert uns

Herrlich stehest                           und

         wie ein Kind vor.

An Meine Schwester

Übernacht ich im Dorf

Albluft

Strasse hinunter

Haus   Wiedersehen.          Sonne der Heimat

Kahnfahrt,
Freunde Männer und Mutter.
Schlummer.

An

Elysium

         Dort find ich ja

         Zu euch, ihr Todesgötter

         Dort Diotima         Heroen.

Singen möcht ich von dir

                                 Aber nur Tränen.

Und in der Nacht, in der ich wandle, erlöscht mir dein

Klares Auge!

                                   himmlischer Geist

Sung Beneath the Alps

Holy innocence, that men and gods
Love the most! Either inside the house
Or out of doors, to sit at the feet
     Of the ancients,

Always full of contented wisdom; for man knows
Much that’s good; but astonished as the animals
He looks toward heaven.  But how pure everything is
     To you, Pure One!

Look!  The rough beast of the field gladly
Serves and trusts you, the voiceless forest
Speaks to you of the ancients, the mountains
     Teach you

Holy laws, and even now the Great Father
Often wants to name for us the complexity
Of experience; only your words are luminous
     And clear.

To be alone with the gods, and when
The light passes over, and wind and flood, and
When time hurries to its place, you have a steady
     Eye for them;

Nothing is holier that I know and want,
As long as the flood doesn’t take me, like
The willows, well cared for, sleeping as I must
     On the waves;

He who holds divine things in his heart
Will gladly stay home, however, and I’ll be free,
As long as needed, to translate and sing
     The tongues of heaven.

At the Source of the Danube

For as when high from the splendidly voiced, the organ
In a holy hall,
Purely swelling forth from inexhaustible pipes,
The prelude awakening, the morning beginning,
And far and wide, from one great room to another,
Refreshing now, the melodic stream runs
Down to the cold shadows of the house,
Filling it with inspiration,
But now awake, rising to it,
The sun of celebration answers
In the voice of the choir united;
So the word came down to us from the East,
And by the rocks of Parnassus and by Cithaeron,
O Asia, I hear your echo and it breaks
Upon the capitol, and suddenly down from the Alps

It comes to us
As a stranger, he who
Calls humans into their being.
Amazement took hold of the souls
Of all who were struck, and night
Passed over the eyes of the best men,
For we can accomplish much,
And flood and stone and even the power of fire
Are overcome by the art of man,
And the high-minded will not retreat
From the sword, for, faced with divine powers,
The strong will stand in shame,

And nearly resemble wild beasts;
Which, driven by sweet youth,
Roam restlessly over mountains
And feel their own power
In the heat of afternoon,
But when led down by playful breezes,
And the holy light with its calm radiance,
The happy spirit descends
To the holy earth; then he succumbs,
Unfamiliar with the most beautiful
And slumbers in waking sleep,
Though stars are not yet out; so it is with us,
For the light of many eyes is extinguished
When it meets with gifts sent by God,

The kindly one who came to us
From Ionia and from Arabia, too, and the souls
Who had gone to their rest
Were never made glad by precious teachings
And also gracious songs,
Yet some were awakened, and often, citizens
Of pretty towns, they walked among you,
Contented by the games, where once, undetected, the hero
Sat secretly with poets, saw the wrestlers,
And smilingly praised
The happily loitering children—he the praised one!
It was and is an endless love,
But now completely divided; yet still we think
Of one another, you happy ones of the Isthmus,
And by Cephissus and by Taygetus,
We think of you, valleys of the Caucasus,
As old as you are, there in paradise,
And your patriarchs and your prophets,

O Asia, you strong one, Mother!
Fearless in signs of the world,
Heaven and all fate heaped themselves on our shoulders;
For days we rooted down in the mountains,
And were the first to understand
How to speak alone to God.
These are now at rest. But if,
And this must be said,
All you ancients, you would never tell us
How we’re supposed to name you,
Under holy stricture,
Yet we name you, Nature, and new, as from a bath,
Emerges all that is born of God.

True, we nearly walk like orphans;
though much has stayed the same, all true care is lacking;
But youths who think of their childhood
Are not strangers in the house.
They live threefold, even as
The firstborn sons of heaven,
And not for nothing is faith
Given to us in our souls—
Not ours alone, but preserving
Everything that’s yours
Along with holy relics, weapons of the word,
Which, when the Sons of Fate departed,
Were left behind for the Fateless,

 You, kindly spirits, are present in them, too,
And often, when one hovers in a holy cloud
Around a Fateless One, we are astounded
And don’t know what it means.
But you spice our breath with nectar,
And then we can rejoice, or else we become pensive,
But when you love someone too greatly,
There’s no rest until he becomes one of you.
Therefore, good people!  Surround me lightly,
So that I may stay, for there is still much to sing,
But now like a myth of love
Weeping from my soul,
My song reaches its end,
And so, too, growing pale and blushing,
It’s gone from the beginning.  That’s how it always goes.

Beginning at the Abyss

We began of course at the abyss
And have gone forth like lions
In doubt and anger,
For men are more sensual
In the heat
Of deserts
Drunk with light, and the spirit of animals
Lies down with them. But soon, like a dog,
My voice will wander in the heat
Through the garden paths
In which people live
In France . . .
The Creator . . .
Frankfort, rather, for to speak of nature
Is to take its shape—human nature, I mean,
Umbilicus to the earth. Our time
Is also time, and of German making.
An overgrown hill hangs above
My gardens. Cherry trees. But a sharper breath
Blows through the absences in stone. And there I am,
All things at once. A slender
Nut tree bends over
The well-springs and . . . . Berries like coral
Hang on the bush above the wooden downspout
Which they used to make of corn. But now,
Quite frankly, it sings most forcefully of flowers.
The news from town, where the smell of lemons
And oil from Provence rises almost painfully
To the nose, for which I’d like to thank
The region of Gascony. Still to be seen,
What tamed and nourished me—
A love of the skewer and holiday roast,
The table and dusky grapes, so ripe.
Gather me please O
German flowers, O my heart is turning
Into the truest crystal, in which
The light is tested when               Germany

The Time of Socrates

Once God set things in order.

                                           Kings.

                           Wise men.

                                   Who will do that now?

The people as a whole?
   Spiritualists and churchmen?
   No?  Who then now decides?
                     a bunch of vipers!             cowardly and lying
                                   no noble words now
                     pass anyone’s lips
O in the name
                                                           I call down
                                   the ancient spirits

Or send
   a hero

Or
   wisdom.

The Tree

When I was a child, I planted you

   Lovely tree! How different we seem to each other now

How beautifully you stand                            like

           a child

To My Sister

I stay overnight in the village

Alpine air

Down the street

Home     again.    Sun of home.

Canoe ride.
Friends.                   Men and mother.
Slumber.

To

Elysium

         Yes there I find

         To you, you gods of death

         There Diotima    heroes.

I’d like to sing of you

                                 But only tears.

And in the night where I wander, your clear eye

Is extinguished

                                       heavenly spirit.